HOLLERHOF

Dedenitz 6, Bad Radkersburg

Stiftung kultureller Förderung und Bewahrung des Lebenswerks von Dietrich und Christel Kittner

Der Hollerhof wird betrieben von:
Stiftung kultureller Förderung und Bewahrung des Lebenswerks von Dietrich und Christel Kittner

Stiftung

Stiftungszweck

In ihrem letzten Willen verfügte Christel Kittner die Übertragung ihres Vermögens an eine Stiftung.

Die „Stiftung kultureller Förderung und Bewahrung des Lebenswerkes von Dietrich und Christel Kittner“ besteht seit Oktober 2016.
Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur, insbesondere des politischen deutschsprachigen Kabaretts im Sinne des Lebenswerkes von Christel und  Dietrich Kittner.

Die Stiftung verfolgt ausschließlich gemeinnützige Ziele im Sinne der österreichischen Bundesabgabenordnung. Eine Gewinnerzielungsabsicht liegt nicht vor.

Die Vermietung von Ferienwohnungen am „Hollerhof“ dient dessen Erhalt in seiner Einzigartigkeit sowie der Finanzierung kultureller Aktivitäten.

Dem Stiftungsvorstand gehören derzeit an:

  • Franziska Schneider M.A., Vorsitzende
  • Thomas Matthes, stellvertretender Vorsitzender
  • Dr. Leo Kühberger
  • Margarethe Milak
  • Bernd Mugele
  • Tobias Wagner

Sitz der Stiftung ist Dedenitz 6, 8490 Bad Radkersburg / Österreich

Dietrich Kittner (1935-2013)

Dietrichs Handwerkszeug war die Sprache und das Lachen. Vom Norddeutschen Rundfunk bis Frankfurter Rundschau und zurück wurde er als „einer der besten Solokabarettisten“ bezeichnet. Er kämpfte mit den Mitteln der Sprache - nicht mit Waffen - für eine bessere Welt. Rastlos versuchte er, politisch unbequeme Wahrheiten aufzudecken. Er war ein scharfsinniger Analytiker, aufmüpfig, besessen, bissig, schlagfertig und gefürchtet. Schadenfreude und Betroffenheit war der Kern seiner Kabarettnummern. Er beherrschte sein Metier wie kein anderer: Sketch, Parodie, Chanson oder Ballade, ganz abgesehen von seinen Nachrichtensprecherrollen.

Aber fangen wir von vorne an:

Während seines Studiums der „Geschichten und Rechte“ in Göttingen gründete er 1960 das Göttinger Studenten- und Dilettanten-Kabarett „Die Leid-Artikler“. Dietrich schrieb und spielte für das Ensemble bis 1965 acht Programme. Seit 1961 hatte er den „Gewerbebetrieb für politische Satire“ angemeldet. In Hannover gründete und betrieb er insgesamt und hintereinander vier Kabaretts: ab 1963 das Kabarett Mehlstraße, ab 1968 das Kabarett club voltaire, ab 1975 das Theater an der Bult (tab) und ab 1987 das Theater am Küchengarten (tak). 1993 trennte er sich vom tak und kehrte bis 2007 nur noch für Wintervorführungen zurück.

Seit 1966 war er mit über 30 Solo-Programmen auf der Bühne, deren Titel hießen u.a. Wollt Ihr den totalen Mief?, Das Vierte Reicht, Bürger hört die Skandale! oder „Sehr geehrte Drecksau!“. Dietrich hatte ein umfassendes Repertoire und zog nicht im Geringsten in Erwägung, dass Menschen auch müde werden können. Der Beginn seiner Solo-Karriere war seine Verhaftung auf offener Straße in Hannover, als er mit Stahlhelm und Gasmaske gegen die sogenannten Notstandsgesetze protestierte. Auch in der DDR hatte er u.a. in der Distel oder Pfeffermühle 1987 und 1988 Auftritte. Dietrich wurden zahllose bedeutende Preise verliehen, u.a.: 1980 Deutscher Schallplattenpreis, 1984 Deutscher Kleinkunstpreis, 1999 Erich-Mühsam-Preis oder der Stern auf dem „Walk of Fame des Kabaretts“ in Mainz 2006. In den Jahren 1966 bis 1996 hatte Dietrich jährlich zwischen 190 und 220 Soloauftritte.

Doch nicht nur auf der Bühne auch bei allen anderen politischen brisanten Veranstaltungen, wurde sich intellektuell sowie satirisch eingemischt - von antifaschistischen Kundgebungen angefangen über Studentenproteste bis zu Festivals. In der Zweiwochenschrift „Ossietzky“ war Dietrich seit 1998 Mitherausgeber und Autor. Dietrichs Programme tauchten ab 1972 nur noch selten im Fernsehen auf. Dazu ein Zitat von Dietrich: „Ich baue meine Bühne überall dort auf, wo man mich lässt.“ So kommt es, dass der Hollerhof eine Probebühne hat.

Franziska Schneider

https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Kittner

Dietrich Kittner - Am Hollerhof

Dietrich Kittner - Sandmännchen

Kampflied wider den privaten Frust

Dietrich Kittner - Renn-Report

Christel Kittner (1938-2014)

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.“, sagt der Volksmund. Und in Bezug auf die Kittners ist zu präzisieren: Hinter dem erfolgreichen Dietrich Kittner stand die starke, unermüdliche Christel Kittner. Anders gesagt: Alles was oben zu Dietrich Kittner geschrieben wurde, ist auch Christels Lebenswerk. Wenn Dietrich auf der Bühne stand, war Christel am Licht- und Mischpult. Sie baute das Bühnenequipment mit auf und ab und gemeinsam zogen die Beiden weiter zur nächsten Kabarettaufführung.

Christel war von der ersten Stunde des Kabarettlebens von Dietrich dabei, bei jeder Tournee und jeder Theatervorführung. Ihr Leben bestand ebenso wie Dietrichs Leben aus Kabarett. Nur sie stand nicht im Rampenlicht, sondern hat im Hintergrund die Fäden zusammen gehalten. Sie sagte, was sie dachte, ohne Rücksicht. Sie trat mit Witz und Sarkasmus ebenso für eine friedliche Welt ein. Sie mischte sich ein, diskutierte, hörte zu, verbesserte, kritisierte, war Ideengeber und jene Frau, die Dietrich am Besten kannte (und trotzdem bei ihm blieb). Wer jetzt glaubt, Christel hätte ihr Leben für Dietrich „geopfert“, wie man das allgemein zu westdeutschen Frauenlebensläufen zu sagen pflegt, der irrt. Es war auch ihr Leben, ihre Welt und ohne einander hätten sie beide wohl nicht das erreicht, was in Dietrichs Bibliografie zu lesen ist.

Nach den anstrengenden Tourneen, sicherlich nicht zur Entspannung, sondern zur Inspiration, und aus gesundheitlichen Gründen, war der Hollerhof mit seiner Nähe zu Slowenien eine politische Luftveränderung. Dort empfingen sie auf der Veranda sitzend gerne Feriengäste, ob alt ob jung, berühmt oder nicht. Wichtig war nur eines: Eine politische Grundhaltung sollte man haben (und eine gute Lunge, Trinkerfahrung sowie nächtliches Durchhaltevermögen).

Christel verhalf dem Hollerhof zu seinem Namen. In jeder Ferienwohnung stand - neben der wertvollen politischen Literatur und einem guten Himbeergeist - eine Flasche Hollunderblütensirup nebst Wasser im Kühlschrank. Ihr „Holler“ ist legendär. Sie war gewiss keine Küchenfrau, aber was im Garten so ohne viel zutun dahin wächst, muss ja auch verarbeitet werden. Christel selbst vergnügte sich aber lieber mit ihrem „Jausenbier“ und einer Zigarette.